One Gleam or the other

One gleam or the other

 

Photo: Wolfgang Günzel

Photo: Wolfgang Günzel

Hotelzimmer können die ödesten Orte der Welt sein. Sie sehen überall gleich aus. Ihre Einrichtung ist nüchtern und anonym gehalten, um dem Reisenden möglichst wenig Widerstand und eine zurückhaltende Oberfläche zu bieten.

Ein solches Zimmer haben die beiden in Offenbach lebenden Schwestern Anny und Sibel Öztürk in einem Raum der Galerie aufgebaut und mit Gegenständen eingerichtet, die man nur allzu gut aus Möbel-Discountern kennt.

Wie Menschen sich einen solchen fremden, anonymen Ort auf ihre ganz persönliche Art und Weise aneignen, erfährt man im zweiten Raum der Galerie.

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Im Zentrum der auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirkenden Arbeiten (Installationen, Fotos, Filme, Zeichnungen) von Anny und Sibel Öztürk steht die Beobachtung von Menschen in ihrem Lebensumfeld. Die beiden Schwestern fragen in ihren Arbeiten nach den Einflüssen und Strukturen, die unser vermeintlich individuelles Leben bestimmen: Wo kommt jemand her? Welchen kulturellen Hintergrund hat er? Welcher Tätigkeit geht er nach? Der Fokus der Arbeiten kann dabei ganz auf der eigenen Person liegen. In Installationen wie Story No 6 rekonstruieren die beiden Schwestern ihre eigene Kindheit als Töchter türkischer Migranten, die sich immer wieder zwischen der alten und der neuen Heimat bewegten. Das Interesse der Künstlerinnen ganz sich aber auch auf eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe richten. Anny Öztürk macht in ihrer Serie superheroes die Vorstellungen Jugendlicher von Schönheit, Glück und Macht transparent, indem sie charakteristische Merkmale aus Werbebildern nachzeichnend und überzeichnend heraus stellt.

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Einige der Arbeiten erzählen uns auch, dass der beobachtende Blick immer nur ein subjektiver sein kann. One gleam or the other nimmt in der zweifachen Perspektive auf ein und dieselbe Situation Bezug auf frühere Fotoarbeiten, in der der unterschiedliche Blick der Schwestern auf eine Geschichte die Differenz von Realität und Darstellung deutlich macht.

Die Arbeiten der beiden in der Türkei geborenen und in Offenbach lebenden Schwestern drehen sich um eine grundlegende Frage der menschliches Existenz: die nach der eigenen Identität. Ob sie die eigene Kindheit als Töchter türkischer Migranten in Zeichnungen, Installationen oder Skulpturen aus der Erinnerung rekonstruieren, oder eine bestimmte Geschichte aus wechselnden Perspektive schildern: Immer stellen die Arbeiten von Anny und Sibel Öztürk Fragen nach den Einflüssen und Strukturen, die unser vermeintlich individuelles und einmaliges Leben bestimmen.

Der Text „Neither“ von Samuel Beckett wurde im Film von James Clowney gesprochen.

NEITHER

to and fro in shadow from inner to outer shadow

from impenetrable self to impenetrable unself

by way of neither

as between two lit refuges whose doors once

neared gently close, once away turned from

gently part again

beckoned back and forth and turned away

heedless of the way, intent on the one gleam

or the other

unheard footfalls only sound

till at last halt for good, absent for good

from self and other

then no sound

then gently light unfading on that unheeded neither

unspeakable home

(Samuel Beckett)

Der Text „The Loop“ ist von Julien Cottereau und wurde von ihm im Film gesprochen.

THE LOOP

Here comes the ohm’s sound before (welcome ohm) then

Here comes the turning rocks‘ melody off then

Here comes the voice: human birds‘ souls then

The alchemy question why are we here?

Embraces the universal harmony with unborn bullshits

Welcome to paradise welcome

To hell Earth

Sounds of winds, fights and car-crashes yeh great

Mix tears and laughs together

Scratches and voices struggling

Trying to light the void

Birth and dying

Suns and black holes

Labyrinths Puzzles Games

Of questions and answers

Being so little feeling so huge

Smelling this cloud

Hoping the gold

Rain friends and relatives saved forever

Begging for redemption and pleasing

Our limits Being

Human and then

Here comes the ohm’s sound before (welcome ohm) after whenever then

Here comes the loop

Here comes the loop

Here comes the loop again

Here comes the loop

(Julien Cottereau)