Another Brick in the Wall

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Another Brick in the Wall

An der Paul Hindemith Schule gilt es den zentralen Aufenthaltsraum der Schule zu gestalten. Diese Gestaltung soll als ein von Künstlern begleitetes Schulprojekt entwickelt werden.

Am Anfang der Entwicklung einer Gestaltungsidee steht die Frage an die Schülerinnen und Schüler, was sie sich für ihre Schule und für den Aufenthaltsraum im Besonderen wünschen. Welche Gemeinsamkeiten sie für sich entdecken.

Die künstlerische Konzeption sieht vor, dass die Schüler exemplarisch eine „Stimme“ bekommen, das heißt zu Wort kommen, mit dem, was ihnen wichtig ist.

Als Leitmotiv dient die Internationalität der Schule. Ihr Namensgeber, einer der bedeutendsten Komponisten des Zwanzigsten Jahrhunderts, lehrte und arbeitete in Deutschland, der Türkei, der Schweiz und den USA. Die internationale Wirkung seines Schaffens geht zudem bis heute noch sehr weit über diese Lebensstandorte hinaus. An „seiner“ Schule kommen Lehrende und Lernende zusammen, deren Familien in den unterschiedlichsten Nationalitäten ihr Herkommen haben. Diese Internationalität stellt einen großen Reichtum kultureller Hintergründe dar und bildet einen wesentlichen Ausgangspunkt für die Grundidee des zu entwickelnden Gestaltungsprojektes.

Zunächst einmal gilt es herauszufinden, wie viele Nationen in der Hindemith Schule vertreten sind. Die sich hier bietende Vielfalt eröffnet das Abenteuer, das ganz Besondere und je Eigene des kulturellen Herkommens ebenso zu bestimmen, wie die entscheidenden Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu erforschen. „Viele sind wir“, heißt es in einem Gedicht von Pablo Neruda. Viele, das bedeutet nicht nur Vielzahl, es kann eben auch Vielfalt bedeuten.
Die Künstlerinnen Anny und Sibel Öztürk beziehen sich in ihrer persönlichen und künstlerischen Identität auf zwei Kulturen, auf Deutschland, als dem Land ihres Lebens- und Arbeitsschwerpunktes und auf die Türkei, als dem Land ihrer familiären Wurzeln. Ihre Arbeit ist wesentlich geprägt und inhaltlich bestimmt von der Verwurzelung in mehr als nur einer Kultur. Ihre Stärke ist es, in im Wortsinne vielschichtigen Erzählungen, kulturelle Muster in ihren Erzählungen zu überblenden und dabei zu erstaunlich einfachen, aber höchst eindrücklichen Bildzeichen zu finden. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Offenheit für kreative Beteiligungen und Kooperationen. Eines ihrer Projekte haben sie „Labor“ genannt. Tatsächlich ist das offene Labor, die für viele geöffnete Arbeitsstätte, die große „audience-participation-number“ ein ganz wesentlicher Aspekt ihrer Arbeit.
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Ziel des Projektes ist es, den Schülern und Schülerinnen, das was sie in alltäglicher Erfahrung als aneinander fremd und trennend erleben mögen, als eine Stärke und Bereicherung zu erschließen. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler sich die Schule als „ihren“ Ort erobern, einen Ort, den sie gestalten können, an dem ihre Interessen und Identitäten sichtbar prägende Zeichen hinterlassen.

Der Titel des Projekts zitiert mit „Another Brick in the Wall“, den 1979 veröffentlichten Welthit der britischen Rockband Pink Floyd. In dem leider etwas schlichten Text dieses Liedes werden öffentliche Bildungsaufträge ebenso als missbräuchlich verunglimpft, wie der Bau von Mauern. Während ohne Zweifel Bildung ebenso fördern kann, wie Mauern schützen und umfrieden, so wird in diesem Projekt jede Stimme, jede von den Schülerinnen und Schülern eingebrachte Idee, zu einem Baustein zum Aufbau der gemeinsam  entwickelten Wandgestaltung.

Rafael von Uslar