One gleam or the other
Hotelzimmer können die ödesten Orte der Welt sein. Sie sehen überall gleich aus. Ihre Einrichtung ist nüchtern und anonym gehalten, um dem Reisenden möglichst wenig Widerstand und eine zurückhaltende Oberfläche zu bieten.
Ein solches Zimmer haben die beiden in Offenbach lebenden Schwestern Anny und Sibel Öztürk in einem Raum der Galerie aufgebaut und mit Gegenständen eingerichtet, die man nur allzu gut aus Möbel-Discountern kennt.
Wie Menschen sich einen solchen fremden, anonymen Ort auf ihre ganz persönliche Art und Weise aneignen, erfährt man im zweiten Raum der Galerie.
Im Zentrum der auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirkenden Arbeiten (Installationen, Fotos, Filme, Zeichnungen) von Anny und Sibel Öztürk steht die Beobachtung von Menschen in ihrem Lebensumfeld. Die beiden Schwestern fragen in ihren Arbeiten nach den Einflüssen und Strukturen, die unser vermeintlich individuelles Leben bestimmen: Wo kommt jemand her? Welchen kulturellen Hintergrund hat er? Welcher Tätigkeit geht er nach? Der Fokus der Arbeiten kann dabei ganz auf der eigenen Person liegen. In Installationen wie Story No 6 rekonstruieren die beiden Schwestern ihre eigene Kindheit als Töchter türkischer Migranten, die sich immer wieder zwischen der alten und der neuen Heimat bewegten. Das Interesse der Künstlerinnen ganz sich aber auch auf eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe richten. Anny Öztürk macht in ihrer Serie superheroes die Vorstellungen Jugendlicher von Schönheit, Glück und Macht transparent, indem sie charakteristische Merkmale aus Werbebildern nachzeichnend und überzeichnend heraus stellt.
Einige der Arbeiten erzählen uns auch, dass der beobachtende Blick immer nur ein subjektiver sein kann. One gleam or the other nimmt in der zweifachen Perspektive auf ein und dieselbe Situation Bezug auf frühere Fotoarbeiten, in der der unterschiedliche Blick der Schwestern auf eine Geschichte die Differenz von Realität und Darstellung deutlich macht.
Die Arbeiten der beiden in der Türkei geborenen und in Offenbach lebenden Schwestern drehen sich um eine grundlegende Frage der menschliches Existenz: die nach der eigenen Identität. Ob sie die eigene Kindheit als Töchter türkischer Migranten in Zeichnungen, Installationen oder Skulpturen aus der Erinnerung rekonstruieren, oder eine bestimmte Geschichte aus wechselnden Perspektive schildern: Immer stellen die Arbeiten von Anny und Sibel Öztürk Fragen nach den Einflüssen und Strukturen, die unser vermeintlich individuelles und einmaliges Leben bestimmen.
Der Text „Neither“ von Samuel Beckett wurde im Film von James Clowney gesprochen.
NEITHER
to and fro in shadow from inner to outer shadow
from impenetrable self to impenetrable unself
by way of neither
as between two lit refuges whose doors once
neared gently close, once away turned from
gently part again
beckoned back and forth and turned away
heedless of the way, intent on the one gleam
or the other
unheard footfalls only sound
till at last halt for good, absent for good
from self and other
then no sound
then gently light unfading on that unheeded neither
unspeakable home
(Samuel Beckett)
Der Text „The Loop“ ist von Julien Cottereau und wurde von ihm im Film gesprochen.
THE LOOP
Here comes the ohm’s sound before (welcome ohm) then
Here comes the turning rocks‘ melody off then
Here comes the voice: human birds‘ souls then
The alchemy question why are we here?
Embraces the universal harmony with unborn bullshits
Welcome to paradise welcome
To hell Earth
Sounds of winds, fights and car-crashes yeh great
Mix tears and laughs together
Scratches and voices struggling
Trying to light the void
Birth and dying
Suns and black holes
Labyrinths Puzzles Games
Of questions and answers
Being so little feeling so huge
Smelling this cloud
Hoping the gold
Rain friends and relatives saved forever
Begging for redemption and pleasing
Our limits Being
Human and then
Here comes the ohm’s sound before (welcome ohm) after whenever then
Here comes the loop
Here comes the loop
Here comes the loop again
Here comes the loop
(Julien Cottereau)